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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

228 Kauns, Burg Berneck 1437, 1482/um 1600

Graffiti (Historische Nachricht und Spruchinschrift), Rötelstift, an der Außenseite der Burgkapelle unmittelbar links des Portals bzw. unterhalb des Portraits des Peter Koffel (Kat.-Nr. 129). Links in einem annähernd quadratisch gezeichneten Inschriftenfeld mit stark vereinfacht dargestellter Rollwerk­rahmung an beiden Seiten und Dreieckgiebel siebenzeilige Inschrift (I). Rechts daneben fünfzeilige, gestaffelt zentrierte Inschrift (II) über einem unter Wiederholung der Buchstaben H und S gebildeten annähernd herzförmigen Emblem bzw. Hausmarke (s. Nachzeichnung in Anhang 1). Zeile 2 bis 5 von Inschrift I sind in der rechten Hälfte des Feldes bisweilen stark verwischt.

Bu. 0,5–1 cm (I), ca. 1 cm (II). – Deutsche Schreibschrift (Frühbarockschrift).


Textedition
			

I. Jm den J[a]r Christj / 1437 Jara) / ist diß[e] CaP[e]ll[n] / Er Pau[t] w[o]rd(e)n / darnach Jn dem / Jar Christj (etcetera) 1482 / Geweicha) worde[n] II. Hin geth die Zeit / her khombt der dod / o Mensch Gethue / Recht v(n)d furchte / got

Anmerkungen
a) sic!

Deutsche Reimverse (II).


Kommentar

Die linke Rötelinschrift (I) nimmt mit ihrer Nachricht zur Errichtung der Kapelle ganz offensichtlich auf die an und in der Kapelle inschriftlich ablesbaren entsprechenden Daten in der Darstellung des Peter Koffel (s. Kat.-Nr. 129) und der Bauinschrift von 1437 (Kat.-Nr. 128) Bezug. Die Überlieferung der Weihe zum Jahr 1482 scheint dagegen keine epigraphische Quelle zu benützen1).

Die rechte Rötelinschrift (II) reproduziert einen verbreiteten frommen Sinnspruch mit Mementomori-Thematik, wie sie sich im Oberland häufiger nachweisen lässt. So verewigte sich beispielsweise der Serfauser Pfarrer Anton Gachter 1578 ebenfalls in Burg Bernegg mit einem (dort lateinischen) Sinnspruch (vgl. Kat.-Nr. 204).

Die beiden offenbar von unterschiedlichen Schreibern (die etwas progressivere Inschrift I ist deutlich stärker rechtsgeneigt und weist etwa am R eine größere Schlinge auf) angebrachten Texte entsprechen in Duktus und Einzelformen ganz frühbarocken Kanzleischriften der Zeit um 1600.

1) Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 4, 373f.
Literatur

Dehio Tirol 404.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 228,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj228.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Kauns, Burg Berneck    •  Graffiti  •  Historische Nachricht  •  Spruchinschrift  •  Rötelstift  •  Deutsche Schreibschrift (Frühbarockschrift)  •  Gachter, Anton  •  Koffel, Peter  •  Kauns, Burg Berneck