Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
240 |
Zams, Burgruine Kronburg |
1613, 17. Jh. |
Graffiti (Anwesenheitsvermerke bzw.
Namensinschriften, Jahreszahlen, Spruchinschriften und Wortdevise), Rötelstift, an der Nordwand der nördlichen Raumteile des ehemals dreigeschossigen1), heute der Zwischenböden verlustigen palasartigen Ostbaus der Hochburg. Die Graffiti befinden sich in der Höhe des ehemaligen ersten Obergeschosses links des Nordfensters (links oben I, darunter II, rechts davon III) bzw. rechts davon (IV).
Bu. ca. 5 cm (I–III) bzw. ca. 2–11 cm (IV). – Deutsche Schreibschrift (Kurrent) (I–III) bzw. Rundschrift und Kapitalis (IV).
Textedition
I.
1613 Jar / Gorg Jenewein / dischll[er] Zue landögg
II.
Jm 1613 Jar / Was got wil so ist mein zil / J[....] P[.....] Zue / Land͜eg (et)c(etera)
III.
Lieb vnd laidt / ist des stanndts klaidt (et)c(etera)
IV.
[Q]ui nescit orare discat / Nauigare / PETRVSa) DE LEEVa) / VONa)
DVNCkERCkEN
Anmerkungen
Kommentar
Die Kronburg wurde vom Geschlecht der Starkenberger erbaut. Seit 1504 bis zu ihrem Aussterben 1802 besaß die Haller Familie Fieger die Burg, die spätestens seit dem 18. Jahrhundert dem Verfall Preis gegeben war2). Tatsächlich trugen sich seit dem 17. und verstärkt seit dem 18. Jahrhundert zahlreiche Besucher an den Wänden der Burgruine ein; so ist auch diese Wand mit weiteren Graffiti aus dem 18. bis 20. Jahrhundert übersät. Das Einsetzen von Graffiti bereits am Anfang des 17. Jahrhunderts bestätigt den bereits wohl schon damals einsetzenden Verfall der Burg3). Zeitlich folgen die ersten Graffiti in der Hochburg in nur sehr kurzem Abstand jenen im Unteren Vorwerk der Burg (vgl. Kat.-Nr. 237). Wie im Vorwerk nennen sich auch hier Besucher mit dem von ihnen betriebenen Handwerk. Die Anwesenheit des Landecker Tischlers und seines mutmaßlichen Begleiters verwundert von der geographischen Distanz her wenig; welche Gründe jedoch den offenbar aus Dünkirchen stammenden Schreiber von Inschrift IV zum Besuch der Ruine Kronburg und zur Anbringung seiner Inschrift bestimmten, muss offen bleiben. Doch gehörte der von ihm hinterlassene erste Teil der Inschrift ganz entschieden zum europaweit populären Spruchgut gerade des 17. Jahrhunderts. Während die Buchstabenformen seiner Spruchinschrift bisweilen ausgeprägt rundschriftlichen Charakter aufweisen, was auf eine Datierung im späteren 17. Jahrhundert hindeutet, zeigt die Kapitalis der Namensinschrift mit den beiden k noch starke Residuen einer konservativen Deutschen Schreibschrift.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Landeck Zams, Burgruine Kronburg • Graffiti • Anwesenheitsvermerke • Namensinschriften • Jahreszahlen • Spruchinschriften • Wortdevise • Rötelstift •
Fieger •
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Petrus de Leev •
Starkenberg •
Dünkirchen •
Hall in Tirol •
Kronburg bei Zams •
Landeck
Abbildungen
Abb. 154: Graffiti (17. Jh.) ©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)
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Wer nicht beten kann, soll lernen, zur See zu fahren (IV).
Deutsche Reimverse (II und III) bzw. rhythmisch akzentuierender Spruch mit zweisilbigem Binnenreim (IV).