Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
241 |
Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil |
vor 1614 (?), 1614, 1624 |
Apostelfiguren mit Tituli und Stifterinschriften (?), Wandmalerei, im Westjoch des Langhauses an der Südwand unterhalb der Fensterlaibung. Dargestellt sind zu beiden Seiten eines in der Fensterachse aufgemalten Konsekrationskreuzes die stehenden Ganzfiguren des Hl. Andreas mit dem Andreaskreuz (links, nach links gewendet) und des Hl. Johannes mit dem Kelch (rechts, nach rechts gewendet); auf Kopfhöhe und von den Häuptern unterbrochen jeweils der schwarz gemalte Titulus auf weißem Grund, darunter weitere Reste von zwei- bis dreizeiligen (sekundär aufgemalten) Stifterinschriften (?). Die Wandmalereien wurden im 18. Jahrhundert weiß übertüncht, 1962–67 freigelegt und 1994/95 restauriert. Figuren unterhalb der Hüfte bzw. Knie zerstört, Farbschicht stark reduziert bzw. Farbigkeit und Inschriften teilweise mit kräftigen Strichretuschen aufgefrischt.
Bu. 5 cm (I und III) und 2–3 cm (II und IV). – Kapitalis (I und III) und Fraktur (II).
Textedition
I.
S(ANCTVS)a) // ANDREAS
II.
– – –] / miller khnecht · / 1624b)
III.
S(ANCTVS)a) // IO[HANNES]
IV.
– – –] / 1614
Anmerkungen
Kommentar
Offenbar gehören die beiden Apostelfiguren zur im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts erweiterten malerischen Gesamtausstattung der Kirche (vgl. auch Kat.-Nr. 213). Anscheinend liegen die mit Rötelstift ausgeführten Anwesenheitsvermerke im Bereich der Figuren (vgl. Kat.-Nr. 196) überraschenderweise unter den wohl in Seccotechnik ausgeführten Malereien. Das zeitliche Verhältnis der beiden Entstehungshorizonte wurde jedoch durch die Restaurierung verunklärt; so wirkt auch die unmittelbar rechts über der Johannesfigur angebrachte, eindeutig ältere Grabinschrift der Margarethe Kolb (Kat.-Nr. 182) wie eine sekundäre Beschriftung der bereits zuvor mit den Apostelfiguren versehenen Wand. Mutmaßlich wurden vor 1614 oder spätestens zu diesem Datum die beiden Figuren samt Tituli (Inschrift I und III) aufgemalt und nachträglich Stifter zur Übernahme (eines Teils) der Kosten gesucht und gefunden. Die Namen dieser Stifter wurden dann 1614 und 1624 in schwarzer Farbe – also mit deutlicher Distanz zu den lediglich in Rötelstift ausgeführten älteren Anwesenheitsvermerken – ausgeführt (Inschrift II und IV). Damit sind jedenfalls die Wandmalereien der südlichen Langhauswand deutlich vor 1634 entstanden1).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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