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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

247 Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1622

Wappengrabplatte des Dr. iur. utr. Leonhard Bernhart, kristalliner weißer Marmor (?), innen an der Westwand unter der Empore, nördlich des Westportals. Hochrechteckige Platte, die Oberfläche des Steins an allen Seiten als schmale rahmende Leiste. In den oberen zwei Dritteln vertieftes querrecht­eckiges Feld mit Vollwappen, die Helmzier greift auf die darüber liegende, die Fersenstelle des Schildes auf die darunter liegende Rahmenleiste über. Von den beiden oberen Ecken des Feldes hängen zwei kordelartige Tänien ab, in den beiden unteren Ecken sind ein Totenschädel (links) und eine Sanduhr (rechts) zu sehen. Im unteren Drittel der Platte, vom Wappenfeld durch eine schmale Leiste abgesetzt, befindet sich in einem seicht vertieften querrechteckigen Feld eine fast bis zu dessen Rändern reichende achtzeilige Inschriftentafel mit kleinen halbrunden, geösten Ausbuchtungen an den Mittelpunkten aller vier Seiten.

H. 94,5 cm, B. 77 cm, Bu. 2 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

ALHIEa) LIGT BEGRABEN DER EDL HOCHGELERT · / HERR LEONHART BERNHART . BEEDER RECHTEN / DOCTER · RATH VND REGENT Ö(BER)Ö(STERREICHISCHER)b) LANDEN · SO / DEN 28 APRIL AN(N)O . 1622 · ZV SCHVLZ IN / VNDER ENGENDEIN . DA HIN ER ABGEORDNETER / LANDTSFYRSTLICHERc) COMMISSARI GE=/WESEN . IN GOTT ENTSHLAFFEN . GOTT GNAD / DER SEELd) ·

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe vergrößert; Trennzeichen Dreispitze.
b) sic!
c) Y mit zwei diakritischen Punkten.
d) die letzte Z. zentriert geschrieben; es folgt als abschließendes Füllzeichen ein Blatt mit einer waagrechten geschwungenen Zierlinie.

Wappen: Bernhart1).


Kommentar

Die in der Inschrift genannte Stadt SCHVLZ, in der Leonhard Bernhart 1622 verstarb, ist das heute schweizerische Schuls im Unterengadin. 1622 kam es zum Ausbruch des Engadiner Krieges, bei dem die Bündner sich gegen die Österreicher erhoben; erst im September des Jahres konnte der Aufstand gewaltsam niedergeschlagen werden. Das Gebiet blieb auch in den folgenden Jahren unruhig; 1652 führte dann ein Loskauf zur Ablösung der österreichischen Rechte im Unterengadin2).

1) Gespalten: rechts ein zunehmender Halbmond, links drei Kugeln übereinander; ein bekrönter Spangenhelm mit einem Pfauenstoß als Helmzier.
2) Vgl. dazu Schennach, Landesverteidigung bes. 24f. und Grimm, Beziehungen.
Literatur

Ammann, Oberland 221. – Dehio Tirol 456.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 247,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj247.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt    •  Wappengrabplatte  •  weißer Marmor  •  Kapitalis  •  Bernhart, Leonhard  •  Schuls  •  Unterengadin

Abbildungen

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Abb. 158: Wappengrabplatte
des Leonhard Bernhart (1622)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)