Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
248 |
Tschafein (Galtür), Kapelle Hl. Martin |
1624 |
Flügelaltar mit Gebetsanrufung und Stifterinschrift, polychromiertes und vergoldetes Holz, als rechter Seitenaltar aufgestellt. Der 1671 mit einem sekundären Aufsatz versehene, ädikulaartige Altar zeigt zentral ein quadratisches Tafelbild Himmelfahrt Mariens, die flankierenden blaugoldenen kannelierten Pilaster (seitlich von Rahmenfragmenten mit Rollwerk und Voluten begleitet) tragen die beiden rot gerahmten Flügel. In der Frieszone einzeilig weiß mit schwarzer Schattenachse auf blauem Grund aufgemalte Inschrift (I). In der Predellenzone zwischen den seicht hervortretenden Postamenten der Pilaster querrechteckige Inschriftenkartusche mit dreizeiliger, wie Inschrift I ausgeführter Inschrift (II), mittig von einem Vollwappen unterbrochen. Der sekundäre Aufsatz zeigt in querrechteckigem Bildfeld Maria als Himmelskönigin auf einem Halbmond mit Zepter und Jesuskind; sie wird flankiert von zwei gemalten Rundbogennischen mit der Darstellung der Hll. Martin (links) und Jakobus d. Ä. (rechts)1). In der Werktagsansicht zeigen die (geschlossenen) Flügel des Altares auf grauem Grund rot aufgemalt links ein Jesusmonogramm über einem von drei Nägeln durchbohrten Herz (III), rechts ein Marienmonogramm über einem von einem Schwert durchstochenen Herz (IV), die Feiertagsansicht zeigt die Verkündigungsszene.Der holzverkleidete seichte Stipes, auf dem der Altar aufgestellt ist, zeigt ein weiteres, in einen rötlich-orangen Kreis eingeschriebenes, weiß ausgeführtes Jesusmonogramm, das jedoch vermutlich erst 1671 hinzugefügt wurde. Die noch 1985 sichtbare Fassung des Altars (statt blau dominierende rote Flächen) wurde offenbar bei einer rezenten Restaurierung entfernt.
H. (Mittelteil) 120 cm, B. 113 cm, Bu. 3,5–5 cm (I), 2–3 cm (II), 5,5 cm (III), 6,5 cm (IV). – Fraktur (I–II), Kapitalis (III–IV).
Textedition
I.
Hailige Maria Bitt <bei Gotta)> für Vns sünder ·
II.
Gott dem Allmechtigenb), // Vnd Maria der Mutter / Gottes · Zu Lob Vnd Ehrb) //
Hatt Disses Alterlic) machen / laßen Der Ehrnuestd) F.b) // H. Ruddolph Neyer · /
Deß 16.b) // 24. Jarse)
III.
IES(VS)f)
IV.
MAR(I)Ag)
Anmerkungen
Kommentar
Der gemalte Altaraufsatz entstand wahrscheinlich schon vor 1671, da die mit dieser Jahreszahl versehene Inschrift rechts der Figur des Hl. Jakobus offenbar erst später ergänzt wurde3).
Etwas unklar bleibt die Person des Stifters, dessen Name in der Inschrift zwar deutlich mit N geschrieben wurde; vielleicht ließe sich jedoch auch eine Verschreibung für R annehmen. Nach Tinkhauser/Rapp wird nämlich ein „Rudolph Rüyer“, Landeshauptmann im Montafon, in einer Liste von Guttätern der Pfarrkirche von Galtür erwähnt4). Nahe liegend erschiene zwar auch eine Identifizierung mit Rudolf Payr, der als Pfleger in Finstermünz nachweisbar ist und mit Euphrosina Sterzinger verheiratet war, doch stimmt das Wappen nicht mit jenem der Payr überein (vgl. Kat.-Nr. 209)5). Vertraut man hingegen der Schreibung der Inschrift, so ergibt sich ein Zusammenhang mit der Familie Neyer, deren Mitglieder mehrfach unter den Pfarrern von Ischgl aufscheinen6).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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