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Das zentrale politische Ereignis des Jahres 1860 war die Einberufung des so genannten verstärkten Reichsrates. Die wichtigste Aufgabe dieses aus prominenten Vertretern aus allen Kronländern bestehenden Honoratiorengremiums war die Beratung des Staatsvoranschlags für 1861. Die Regierung hoffte das durch absolutistisches Regieren und militärische Niederlagen verloren gegangene Vertrauen der Kreditgeber wieder zu erlangen und der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu entgehen.
Es gelang der konservativen ungarischen und böhmischen Adelsfraktion, die Budgetdebatte in eine politische Grundsatzdiskussion umzufunktionieren, die in die Forderung nach tief greifenden konservativ-föderalistischen Reformen mündete. Gleichzeitig erhöhten die Liberalen den Druck. Sie forderten eine Verfassung. Die Regierung versuchte dem doppelten Druck durch Konzessionen an alle Seiten standzuhalten.
Das Ergebnis war das kaiserliche Diplom vom 20. Oktober 1860, mit dem Österreich die Periode des Neoabsolutismus beendete und, wenn auch halbherzig, aus einer absoluten zu einer konstitutionellen Monarchie wurde. In Ungarn versuchte die Regierung, die revolutionäre Stimmung durch die Abberufung Erzherzog Albrechts, die Ernennung FML. Benedeks und die faktische Zurücknahme des Protestantenpatents abzufangen. Aus den dramatischen Ereignissen in Italien, die zur staatlichen Einigung der Halbinsel und zum neuen Königreich Italien führten, hielt sich Österreich bedingt durch die innen- wie außenpolitische Schwäche heraus.