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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Imst

24 Imst, Pfk. Mariä Himmelfahrt um 1480/90

Grabinschrift des Johannes (?) Metzger und seiner Frau Elisabeth, Wandmalerei, außen an der Westseite des Strebepfeilers an der Ostecke des südlichen Seitenschiffs. Das mit sorgfältig geglätteter Oberfläche auf den ansonsten unverputzten Pfeiler aufgebrachte querrechteckige Putzfeld trägt in ockergelber, nach innen mit weinrotem Strich abgegrenzter Rahmung eine in schwarzer Farbe achtzeilig aufgemalte Inschrift mit roter Zeilenlinierung; lediglich der erste Buchstabe ist in roter Farbe ausgeführt. Der ursprüngliche, wohl bereits stark reduzierte Schriftbestand wurde offenbar wenigstens einmal rezent unter weitgehendem Verlust des originalen Schriftcharakters nachgemalt, wobei in der rechten oberen Ecke und in Zeile 4 mehrere Fehlstellen geblieben sind.

H. 41 cm, B. 59 cm, Bu. 3–4 cm. – Gotische Minuskel mit Versal.


Textedition
			

Annoa) · d(omi)ni · m · cccc · und · im · [– – –]/cigistenb) · des · nasten · freitag · [nach · unser · frauenc)] / · avffort · starb · der virsichtig · man · ma[– – –]d) / · meczger · unde) [– – –] / · elisabet · sein · [hausfrauf)] di[e] got peide trost / und · geneidig sei · und · allen · bekroben / · img) · vorderen und alle gelaubige · ssellen / amenh)

Anmerkungen
a) A in roter Farbe ausgeführt; als Trennzeichen rote Quadrangeln, bei der Überarbeitung mitunter zu kurzen Strichen oder Punkten verformt.
b) im letzten Drittel von Z. 1 noch vier Schaftreste schwach erkennbar.
c) anstelle des zu erschließenden nach fälschlich oh mit deutlichem Freiraum zum vorhergehenden Trennzeichen nachgezogen; das Heiligenfest nach dem folgenden avffort erschlossen.
d) nach a noch ein einzelner Schaft erkennbar; da der erste Buchstabe ursprünglich auch w gewesen sein könnte, läge eine Ergänzung zu ma[thias] oder wa[lthasar] nahe, doch kann auch ein heute völlig entstellter anderer Name den Originalbestand gebildet haben.
e) Rest der Z. mit Ausnahme einiger willkürlich aufgemalter unzuordenbarer Schaftfragmente am rechten Rand leer.
f) Ergänzung nach dem Sinnzusammenhang.
g) bekroben / · im wohl im Versuch einer sinnvollen Textkonstitution fälschlich nachgezogen; nach dem Sinnzusammenhang der Fürbittheische für die vorderen (also Vorfahren) der Verstorbenen ließe sich anstelle von bekroben ursprünglich nachkommen erwarten; im ist wohl zu und zu korrigieren. h) es folgen ein roter Punkt an der Grundlinie und zwei kurze, rote Zierstriche; der Rest der Z. ist frei belassen worden.

Kommentar

Bei der durchgeführten malerischen Überarbeitung wurden u. a. fast alle zweistöckigen a zu einstöckigen Formen verändert. Angesichts der massiven Manipulationen im Inschriftenbestand ist fraglich, ob sich die Inschrift wirklich auf einen Matthias oder Balthasar Metzger bezieht. Nimmt man eine Verrestaurierung lediglich der ersten drei Buchstaben des Vornamens in Z. 3 an, ist wahrscheinlich, dass sich die Inschrift auf den beim Stamser Chronisten Lebersorg zum Jahr 1474 genannten Johannes Metzger aus Imst und dessen Frau Elisabeth bezieht1). Die Datierung der Inschrift – die in Z. 2 erhaltene Endung des Ordinale [– – –]/cigisten erlaubt lediglich einen sehr weiten Ansatz nach 1419 – ist angesichts des verfälschten Schriftcharakters zunächst durch einen aus baugeschichtlichen Anhaltspunkten zu gewinnenden Terminus post quem einzugrenzen. Der Neubau des Langhauses wurde 1462 aufgenommen2). Da die Position der gegenständlichen Grabinschrift etwa auf halber Höhe der unmittelbar links davon an der Südaußenseite des Langhauses angebrachten Wandmalerei des Jüngsten Gericht (Kat.-Nr. 25) einen Zusammenhang anzudeuten scheint, wurde für die Grabinschrift die Datierung der Wandmalerei, mit der zusammen die Inschrift vielleicht als Epitaph anzusprechen ist, übernommen.

1) „Anno Domini 1474 Iohannes Mezger de Imbst et Elisabet, uxor eius, in gratitudinem adeptae confraternitatis donarunt monasterio bonum quoddam ibidem“; Lebersorg, Chronik 184 (Haidacher 330). Ein Hans Metzger (Meczger) ist auch als Zeuge in drei Urkunden von 1460, 1476 und 1479 greifbar; Hölzl, Gemeindearchive Landeck 30 5a/b und Hölzl, Stadtarchiv Imst S32 und M163.
2) Neumann, Kirchen 291f.
Literatur

Ammann, Kunst in Imst 42. – Ammann, Oberland 165. – Dehio Tirol 353.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 24,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/imst/tirol-1-obj24.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Imst  Imst, Pfk. Mariä Himmelfahrt   •  Grabinschrift  •  Wandmalerei  •  Gotische Minuskel mit Versal  •  Lebersorg, Wolfgang  •  Metzger, Elisabeth  •  Metzger, Johannes

Abbildungen

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Abb. 41: Grabinschrift des Johannes (?) Metzger (um 1480/90)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)