Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Reutte

326† Pflach, Hüttkapelle Hll. Ulrich und Afra um 1618

Marienaltar mit Gebetsanrufung, polychromiertes und vergoldetes Holz, als linker Seitenaltar aufgestellt. Einachsiger, dreigeschossiger Aufbau; im Zentrum hochrechteckiges, oben rundbogig abgeschlossenes Altarbild Maria mit Kind auf der Mondsichel, von Engeln und Cherubsköpfen umgeben, beiderseits gerahmt von zwei schlanken blauen toskanischen Halbsäulen mit goldenem Kapitell und goldenem kannelierten unteren Schaftende, nach außen als Rahmenfragmente zwei geschweift ausgeschnittene Bretter mit floralem gemalten Dekor auf blauem Grund anschließend, in der Mitte jeweils ein längsovales Medaillon mit den Brustbildern der Evangelisten Matthäus (links) und Markus (rechts). Unmittelbar unter dem Altarbild, über dem Gesims der Predella, einzeilig rot auf blauem Grund aufgemalte Inschrift. In der Predellazone querrechteckiges, an beiden Seiten halbrund ausgebuchtetes Bildfeld Engelspietà zwischen den überhöhten Säulenpostamenten. Über breitem blau-roten Fries mit in Laubsägetechnik hergestellten und aufgeleimten goldenen Ornamenten gesprengter Volutengiebel (auf den Voluten zwei Putti liegend), im Zentrum hochrechteckiger, mit kreuzbekröntem, cherubskopfbesetztem Giebel versehener Aufsatz, im Zentrum zwischen zwei roten Pilastern oben rundbogig abgeschlossenes Gemälde Auferstehung Christi. Die letzte Restaurierung erfolgte 19701); spätestens dabei wurde der originale Schriftcharakter wohl völlig verändert.

H. ca. 280 cm, B. ca. 160 cm, Bu. 2,5 cm. – Fraktur.


Textedition
			

Sanctaa) Maria Matterb) Dei Ora pro nobisc).

Anmerkungen
a) verschlungene Zierlinien am Anfang und am Ende der Is.
b) sic!
c) Bestand: pronobis.

Kommentar

Die Existenz des besonders in der Figurendarstellung auffallend qualitätvollen frühbarocken Altars, der das weitgehende Fehlen plastischer Durchgestaltung der Rahmenarchitektur und ihrer Ornamentik durch subtilen Farbeinsatz der Fassung ausgleicht, sowie die seines unmittelbaren Gegenstücks an der rechten Kapellenseite (Kat.-Nr. 327†) ist schon für 1622 beleg2). Es könnte sich um Werke Hans Georg Hiebelers aus Füssen handeln3). Beide Altäre korrespondieren in der Gestaltung völlig, auch in ikonographischer Hinsicht ergänzen einander die beiden Objekte. Die heute vorhandenen Inschriften lassen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine sehr starre Fraktur als ursprüngliche Schriftart schließen. Vielleicht nicht erst die letzte Restaurierung hat den Gittercharakter und die doppelten Brechungen der Buchstaben weiter betont, so dass der aktuelle Formenbestand – auch angesichts der wohl ebenfalls nicht originalen zweistöckigen a in Maria (erstes a), Matter und Ora – als Mischung von Fraktur und Gotischer Minuskel, deren neogotischer Interpretation auch die Versalien überwiegend folgen, anzusprechen ist.

1) Andergassen, Renaissancealtäre (2007) 458.
2) Andergassen, Renaissancealtäre (2007) 458.
3) Andergassen, Renaissancealtäre (2007) 458.
Literatur

Tinkhauser/Rapp, Beschreibung 5, 277. – Deininger, „Hütten-Capelle“ 71. – Knittel, Hüttenkapelle 168. – Felmayer, Altäre 39. – Ammann, Oberland 280. – Dehio Tirol 604. – Andergassen, Renaissancealtäre (2007) 458.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 326,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/reutte/tirol-1-obj326.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Reutte  Pflach, Hüttkapelle Hll. Ulrich und Afra    •  Marienaltar  •  Gebetsanrufung  •  vergoldetes Holz  •  Fraktur  •  Hiebeler, Hans Georg  •  Füssen