Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

336 Gföhl, Jaidhofer G./Windighöh 1598

Raaber Kreuz (sogenanntes „Weißes Kreuz“), verputztes Ziegelmauerwerk (?) und hellgelber Sandstein, auf einem kleinen Hügel an der Kreuzung mehrerer Straßenzüge bzw. Hauszufahrten. Massiger (modern ummantelter?) Breitpfeiler mit ziegelgedecktem Pyramidendach, an den beiden gegenüberliegenden Seiten in tiefen Nischen hochrechteckige Sandsteinreliefs Kreuzigungsgruppe (I und II) bzw. Geißelung Christi (III) in seichten Rundbogenfeldern, die Inschriften jeweils unterhalb der bildlichen Darstellung, durch Profilleiste abgesetzt, eingehauen. Inschriften II und III 1984 bzw. rezent (?) rot nachgezogen. Kleinere Schäden durch Auswitterung im Bereich der jeweils untersten Schriftzeile.

H. (der Reliefs) ca. 100 cm, B. ca. 60 cm, Bu. ca. 1,5 cm (I) und 5 cm (II und III). – Fraktur.


Textedition
			

I. INRI II. Sag Gott dem Herrn Lob vnd danck / das Raab wider komena) ist in der Cristen Hand / Den 29. Marty · 15[98] · Jarb) III. Sag Gott dem Herrn Lob vnd danck / Das Raab wider komena) ist in der Cristen Hand / den 29. Marty · 1598 · Jar ·

Anmerkungen
a) fälschlich komet nachgezogen.
b) Z. beidseitig geringfügig eingezogen.

Deutsche Reimverse.


Kommentar

Am 25. April 1598 gab Kaiser Rudolf II. anläßlich der Rückeroberung der vier Jahre lang von osmanischen Truppen besetzten habsburgischen Hauptfestung im „langen Türkenkrieg“, Raab, mit Patent allen Obrigkeiten und Grundherren in Österreich den Befehl, ältere Flurdenkmäler wie Wegkreuze und Bildstöcke als neue Siegeszeichen renovieren und mit der auch im vorliegenden Fall ausgeführten einheitlich vorgeschriebenen Textierung („deutsche carmina“) versehen zu lassen1). Die sogenannten „Raaber Kreuze“ wurden in der Folge offenbar vornehmlich in den landesfürstlichen Städten und Märkten Niederösterreichs errichtet. Der Markt Gföhl wurde zwar zwischen 1430 und 1608 fast durchwegs als Pfandherrschaft ausgegeben, war aber landesfürstliches Eigentum.

Eine inschriftenpaläographische Bewertung des Denkmals ist angesichts der den Schriftcharakter verfälschenden farbigen Nachzeichnung nicht zielführend. In der ersten Zeile von Inschrift II (danck) erscheint jedoch offenbar neben der regulären einstöckigen Frakturform ein ungelenkes zweistöckiges, fast kastenförmiges a.

1) S. knapp Hula, Totenleuchten 37, Vocelka, Propaganda 296–299, und Winkelbauer, Ständefreiheit 1, 442; zur Publikation des Generales auf dem NÖ Landtag s. Stangler, Landtage 224.
Literatur

Enzinger/Ney, Bildstöcke, Kat.-Nr. 17 (Abb. im unpag. Tafelteil). – Dehio Nord 268.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Kat. Nr. 336,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj336.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Gföhl, Jaidhofer G./Windighöh    •  Raaber Kreuz  •  Ziegelmauerwerk  •  Sandstein  •  Fraktur  •  Kreuzestitulus  •  Rudolf II.  •  Gföhl  •  Raab

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 149: Raaber Kreuz (1598), Detail
©