Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
154 |
Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt |
1506 |
Stifterinschriften und Jahreszahl, ehemals polychromierter Kalkstein, im Tympanon des Westportals. Das Tympanon zeigt zentral die thronende Maria mit Zepter in der Rechten, das Jesuskind in der Linken, flankiert von zwei Engeln mit Instrumenten. Unterhalb der Engel ist in den beiden Ecken des Tympanons je ein einwärts gerichteter Wappenschild mit erhaben gearbeiteter Namensbeischrift auf einem mehrfach gewundenen Spruchband über dem Oberrand angebracht (I und II). Unter der Marienfigur (am Gewand Reste hellblauer Farbe erkennbar) befindet sich auf dem Sockel des Throns mittig eine erhaben ausgeführte Jahreszahl (III). Geringe Ausbrüche sind im Bereich der Jahreszahl festzustellen.
Bu. 3–3,5 cm (I, II), 6 cm (III). – Gotische Minuskel mit Versalien aus Frühhumanistischer Kapitalis.
Textedition
I.
Anthvnia) fry her // Zv yffan
II.
Apolvniaa) // fryin Zv wynden
III.
· 1 · 5 0 · 6b) ·
Anmerkungen
Wappen: Ifan1), Winden2).
Kommentar
Die Wappen mit den entsprechenden Inschriften (I, II) weisen auf die Stifter Anton von Ifan und seine Frau Apollonia von Winden. Anton von Ifan war Pfleger des Gerichts Landeck; er hatte die Pflege 1498 zusammen mit seinem Bruder Hans von König Maximilian verschrieben bekommen3). Am Hofe Maximilians spielte Anton von Ifan eine wichtige Rolle als Fecht- und Turniermeister; so wird er als Gegner Maximilians und anderer Adeliger in mehreren Turnierbüchern gezeigt4). Die Freiherren von Ifan (oder Ivano) wurden 1511 landständisch und erschienen bereits 1519 zum letzten Mal auf dem Landtag5).
Die Jahreszahl 1506 (Inschrift III) verweist vermutlich auf das Entstehungsjahr des Portals, dessen Bauplastik einem schwäbischen Meister zugeschrieben wird6). Die gotischen Holztüren wurden im Zuge einer Restaurierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegen neugotische Türflügel ausgetauscht; sie befinden sich heute im Tiroler Volkskunstmuseum7). Die Versalien der Inschriften zeigen Formen zeitgenössischer Frühhumanistischer Kapitalis: A jeweils mit gebrochenem Mittelbalken, der rechte Schrägschaft einmal fast senkrecht gestellt, oben ein linksseitiger, in einer geschwungenen und eingerollten Haarzierlinie endender Deckstrich, einmal mit symmetrischen Schägschäften und beidseitig überstehendem Deckbalken. Auch die 1 der Jahreszahl entspricht einem I-Schaft mit Nodus.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
|
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Landeck Landeck, Pfk. Mariä Himmelfahrt • Stifterinschriften • Jahreszahl • polychromierter Kalkstein • Gotische Minuskel • Frühhumanistischer Kapitalis •
Burgkmair, Hans d. Ä. •
Ifan, Anton •
Maximilian I. •
Winden, Apollonia •
Iffan, Burg •
Innsbruck, Tiroler Volkskunstmuseum •
München, Bayerische Staatsbibliothek •
Valsugana
Abbildungen
Abb. 126: Portal (1506)
Abb. 127: Detail
Abb. 128: Detail
©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)
|