Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Reutte

288 Innsbruck, Glockenmuseum Grassmayr 1494

Glocke mit Gebetsanrufung und Gussvermerk (Inv.-Nr. 3.6), aus der Kolomankapelle in Lähn bei Bichelbach stammend, 1931 zum Umguss nach Innsbruck zur Firma Grassmayr verbracht1). Am Hals Umschrift zwischen zwei Stableisten. Über dem Schlagring befindet sich eine weitere Zierleiste.

Bu. 2,3 cm. – Gotische Minuskel mit Versal aus Kapitalis.


Textedition
			

· rectora) · celib) · nos · exaudi · 1494 · gos · mich · V(lrich) · v(on) · rosen

Anmerkungen
a) vor dem Wort eine Glocke als Zierzeichen.
b) vor dem Wort ein Dreiblatt als Trennzeichen; ebenso alle folgenden Trennzeichen blattförmig.

Beherrscher des Himmels, erhöre uns!

Hymnus (?).

Hymnenvers (rhythmisch akzentuierende Trochäen).


Kommentar

Der Gießer der Glocke war Ulrich von Rosen aus München. Von ihm haben sich in Tirol mehrere andere Glocken erhalten (Zell am Ziller 1491, Fügen 1495)2). Der den Beginn der Inschrift bildende (Hymnen-) Vers begegnet häufig, mitunter mit der Fortsetzung „ut dignare nos salvare“ auf spätmittelalterlichen Glocken. Zu seinen wohl ältesten Überlieferungen gehört eine mit altniederländisch(?)-lateinischen Glossen als Federproben versehene Oxforder Handschrift des 12. Jh. aus Rochester3).

1) Weissenbäck/Pfundner, Tönendes Erz 534; vgl. die Aufzeichnungen der Glockengießerei Grassmayr, Inv. Nr. 3.6.
2) Weissenbäck/Pfundner, Tönendes Erz 237 und Trapp, Kunstdenkmäler 54. Weissenbäck/Pfundner nennt auch die hier edierte Glocke als zur Sammlung Grassmayr gehörig, bemerkt dazu aber nur „von Rosen“, ohne die Is. aufzulösen; ebda, 534. Aufgrund der Is. erscheint die Zuschreibung an Ulrich von Rosen aber als sicher, zumal gerade im betreffenden Zeitraum (1494) auch die Glocken aus Zell am Ziller und Fügen nachweisbar sind, Ulrich von Rosen also in Tirol tätig gewesen ist.
3) S. http://en.wikipedia.org/wiki/Hebban_olla_vogala (August 2010).
Literatur

Aufzeichnungen der Glockengießerei Graßmayr, Inv. Nr. 3.6. – Weissenbäck/Pfundner, Tönendes Erz 237 und 534.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 288,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/reutte/tirol-1-obj288.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Reutte  Innsbruck, Glockenmuseum Grassmayr    •  Glocke  •  Gebetsanrufung  •  Gussvermerk  •  Gotische Minuskel mit Versal aus Kapitalis  •  Ulrich von Rosen  •  Bichlbach  •  Fügen  •  Innsbruck  •  Lähn, Kolomannkapelle  •  München  •  Oxford  •  Rochester  •  Wilten, Glockengießerei  •  Zell am Ziller

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 179: Glockenmuseum Grassmayr,
Glocke (1494)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Werner Köfler)