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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

4. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

4.1. Die handschriftliche Überlieferung133

Die absolut höchste Zahl an ausschließlich kopial überlieferten Objekten des Bestands an einem einzelnen Standort stellt mit 30 Kat.-Nr. (von insgesamt 70, das sind über 40 %) das Kloster Göttweig, für dessen in dieser Hinsicht günstige Quellenlage vor allem zwei Einzelpersonen verantwortlich sind. Der Göttweiger Subprior und Novizenmeister (1712–1716) bzw. Prior P. Gregor Schenggl (1684–1750) führte über die vom Konvent des Klosters nicht zuletzt aus finanziellen Gründen mißtrauisch verfolgten Abbruch- und kostspieligen Neubauarbeiten Abt Gottfried Bessels an der durch den Großbrand von 1718 schwer beschädigten Klosteranlage akribische Aufsicht und vermerkte alle ihm bedeutsam erschein­enden Tätigkeiten und Fortschritte in seinen entsprechenden Diarien134. Seine Aufzeichnungen im Klosterarchiv sind damit nicht nur herausragende Quelle zum barocken Bauvorhaben Bessels, sondern ebenso unschätzbare Dokumentation für alle Objekte im Klosterbereich, die dem Brand und den anschließenden Umgestaltungen zum Opfer fielen, Veränderungen erfuhren oder lediglich transferiert wurden. Die in der Regel vollständig und sorgfältig, freilich aber nicht buchstabengetreu, transkribierten Inschriften werden hinsichtlich ihrer früheren Standorte präzise eingeordnet, meist weniger genau beschrieben und – Zeichen des hohen Arbeitsethos der Göttweiger Historikerschule des 18. Jahrhunderts – mitunter auch umgehend als Quelle zur Hausgeschichtsschreibung interpretiert, was Schenggl wiederholt Anlaß zu weitschweifigen Exkursen im Rahmen seines diaristisch strukurierten Berichts gab. Die spärliche bildliche Überlieferung betrifft keine Inschriftenträger, doch erweist sich ein Grundrißplan der 1719 abgetragenen Göttweiger Pfarrkirche Hl. Gotthard (Gotthardskirche) als hilfreich bei der Rekonstruktion der ehemals in ihr angebrachten Inschriften des Totengedenkens. Schenggls Angaben lagen alleine oder in Verbindung mit anderen Quellen der Edition von 22 verlorenen oder beschädigten beschrifteten Objekten des Bestands zugrunde.

Offenbar lediglich eine Kompilation aus Schenggls Diarien als Teil einer Quellensammlung zur Gött­weiger Hausgeschichte sind die Inschriftenüberlieferungen in einem Sammelband des 18. Jahrhunderts in der Göttweiger Klosterbibliothek135.

Der Göttweiger Kämmerer, Archivar und Bibliothekar P. Hartmann Dückelmann (1739–1784) sammelte – wohl im Auftrag des historisch interessierten und eine Fortführung des Chronicon Gottwicense Abt Gottfried Bessels planenden Abtes Magnus Klein ebenso wie aus eigenem Interesse – historisches Material und Quellen zur Hausgeschichte seines Konvents. Als herausragende und in sich geschlossene Leistung entstanden dabei die beiden Handschriften StiB Göttweig, Cod. rot 895 und 896. Cod. rot 895 sollte seinem programmatischen und titelartigen Incipit136 zufolge bei Beginn der Anlage im Jahr 1776 zunächst bloß eine Zusammenstellung der Gebetsverbrüderungen oder Konföderationen des Klosters in chronologischer Reihe bringen, erweiterte sich aber offenbar während der Arbeit sehr rasch zu einer losen Sammlung von Regesten und präzisen Nachzeichnungen der bearbeiteten Urkunden des Göttweiger Archivs, von Siegelabzeichnungen und schließlich auch anderen Realien zur Kloster­geschichte, nicht zuletzt Inschriften137. Der größte Teil der beiden Handschriften dürfte im Jahr 1776 und in der ersten Jahreshälfte 1777 geschrieben bzw. gezeichnet worden sein, also zu einer Zeit, als vor allem für die Fertigstellung des Südtrakts der spätbarocken Klosteranlage diejenigen älteren Bauteile, die den ersten Abbruchschwung der Jahre 1719/21 überdauert hatten, demoliert wurden. An nicht wenigen Stellen mußte Dückelmann zu einer früher gemachten Zeichnung und Standortangabe schon knapp darauf den Abbruch des entsprechenden Gebäudes nachtragen. Es steht anzunehmen, daß Dückelmann hinsichtlich der Inschriften des Klosterareals von Abt Magnus Klein den Auftrag bekommen oder aus eigenem Antrieb begonnen hatte, eine Dokumentation der Inskriptionen aus dem alten Baubestand anzulegen. Die aus dem Bauschutt geretteten Steine wurden schließlich im alten Kreuzgangflügel, dem sogenannten Apothekergang, gesammelt.

Das dokumentarisch-antiquarische, in Ansätzen auch schon konservatorische Interesse vor allem an Grabdenkmälern verselbständigte sich schließlich soweit, daß Dückelmann, oft in wechselnder Begleitung, Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung des Klosters unternahm, um Grabdenk­mäler und andere Inschriften gezielt abzuzeichnen138. Die routinierten, überwiegend sehr präzise kopierenden Federzeichnungen, oft laviert und aquarelliert, stammen offenbar von Dückelmanns eigener Hand und lassen – soweit erhaltene Denkmäler den Vergleich erlauben – ohne weiters auch auf die originale Schriftart bei verlorenen Inskriptionen schließen. Einzelne seiner Zeichnungen finden sich in Kupfer gestochen (?) zusammen mit den gezeichneten Vorlagen nachträglich in die Handschrift eingeklebt. Als Stecher könnte hypothetisch der Lambacher Konventuale und Kupferstecher P. Kolomann Fellner (1750–1818) in Anspruch genommen werden, der von August bis Dezember 1778 bei Martin Johann Schmidt in Krems seine Fertigkeiten schulte139. Dückelmann ist der alleinige Gewährsmann für 13 verschwundene Inschriften des Katalogs (Kat.-Nr. 18†, 19†, 50†, 196†, 207†, 215†, 362†, 363†, 364†, 375†, 440†, 504†, 521†).

Ähnliches historisch-antiquarisches Interesse an den durch aktuelle Bauvorhaben gefährdeten Inschriften, wie es in Göttweig Gregor Schenggl demonstrierte, beweist eine eigens vor dem Umbau der Kirche der Dürnsteiner Augustiner-Chorherren 1721 von einem anonymen Schreiber, vermutlich einem Chorherren des Klosters, angelegte „Descriptio Monumentorum, quae ante renovationem ecclesiae Tyrnstainensis Can. Reg. S. P. Augustini ibidem habebantur“140. Die wertvolle Aufstellung umfaßt 20 Inschriften des Totengedenkens, nur fünf Objekte sind im Original erhalten geblieben. Die Inschriften werden im wesentlichen nach ihren Standorten in Klosterkirche, Kreuzgang und Krypta zu kleineren Gruppen zusammengefaßt, die Texte sind zum überwiegenden Teil, jedoch offenbar in unterschied­lichem Ausmaß gekürzt. Von mehreren Sterbeinschriften wurde nur wenig mehr als Namen und Daten aufgenommen, Segenswünsche und andere zu erwartende Formularteile blieben oft völlig unberücksichtigt. Die Texttreue ist daher allgemein nicht allzu hoch zu veranschlagen, wozu weitere orthographische Aktualisierungen kommen. Detailliert und genau wird dagegen meist die originale Lage der Denkmäler angegeben, die so in den historischen Anbringungszusammenhang gestellt werden können.

Zwei verlorene Grabinschriften aus der Pfarrkirche Maria Laach am Jauerling (Kat.-Nr. 360† und 369†) überliefert eine in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegte anonyme Handschrift141, die Inskriptionen auf Grabdenkmälern aus den beiden österreichischen Erzherzogtümern sammelt. Während die Texte offenbar überwiegend ungekürzt kopiert wurden, sind die Standortangaben in der ganzen Handschrift oft sehr vage und gestatten nur vorsichtige Mutmaßungen. Denkmalbeschreibungen sind mit Ausnahme knapper Nennungen des Inschriftenträgers kaum anzutreffen.

Zwei verlorene Dürnsteiner Inschriften (Kat.-Nr. 91† und 203†) finden sich ausschließlich in dem aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts stammenden Manuskript mit Grabinschriften vor allem aus den beiden österreichischen Erzherzogtümern, das der adelige Genealoge Johann Georg Adam von Hoheneck als Vorbereitung seiner ab 1727 in drei Bänden im Druck erschienenen großen Arbeit „Die lobliche Herren Herren Stände deß Ertz-Hertzogtumb Oesterreich ob der Ennß (...)“ angelegt hatte142. Die sehr übersichtlich angelegte Handschrift mit historisch-antiquarischem ebenso wie frühem konservatorischen Interesse referiert besonders für inschriftenreiche Denkmalkomplexe nach nicht klar ersichtlichen Kriterien ausgewählte Inschriften, versammelt diese jedoch ohne weiteren Kommentar und ohne Beschreibung der Inschriftenträger unter der vorangestellten Standortbezeichnung.

Die Gedenkinschrift auf mehrere Angehörige des Dürnsteiner Klarissenkonvents (Kat.-Nr. 173†) wird im vorliegenden Katalog nach der ältesten dazu vorliegenden handschriftlichen Überlieferung, den Notizen des umtriebigen adeligen Genealogen und Historikers Job Hartmann Enenkel von Albrechtsberg (zur Familie vgl. Kat.-Nr. 283), geboten. Seine als Collectanea bezeichnete dreibändige Materialsammlung im Niederösterreichischen Landesarchiv St. Pölten143, hauptsächlich als Vorarbeiten zu einer öster­reichischen Adels- und Landesgeschichte um 1600 angelegte Regesten zu Privaturkunden aus österreichischen Adelsarchiven und Abschriften aus Handschriften unterschiedlichsten Inhalts und weitgestreuter Provenienz, enthalten auch zahlreiche Hinweise auf Inschriften. Die nicht selten im Wortlaut aufgenommenen Texte werden offenbar überwiegend wenig oder nicht gekürzt wiedergegeben, oft ist aber nicht restlos klar, ob es sich tatsächlich um Inschriften handelt (vgl. Kat.-Nr. 148†).

Die Rekonstruktion zweier ohne erkennbaren Bezug zueinander erhaltener Steinfragmente in der Pfarrkirche Albrechtsberg zur ehemaligen Gruftplatte der Elisabeth von Peukham von 1591 (Kat.-Nr. 320) erlaubt eine skizzenartige kolorierte Federzeichnung eines handschriftlichen adeligen Hausbuchs bzw. einer Familienchronik der niederadeligen Familie Velderndorfer aus dem 17. Jahrhundert144, die sich auch besonders für Grabdenkmäler als heraldisch-genealogische Quellen interessiert und die Texte der zahlreichen aufgesuchten niederösterreichischen Inschriftenträger sehr präzise abschriftlich, die Wappen abbildlich überliefert.

Die Überlieferung zu einem bereits 1619 abgekommenen Kelch von 1448 aus der Klosterkirche Unterranna (Kat.-Nr. 66†) konnte der Abschrift eines Berichts des Priors in einem Sammelband der Klosterbibliothek Göttweig145 mit diversen Aktenabschriften des 18. Jahrhunderts entnommen werden.

Als engagierter und qualifizierter Inschriftensammler betätigte sich in fast allen Pfarren der Diözese St. Pölten in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts der Professor an der theologischen Diözesanlehranstalt St. Pölten und Gründer des St. Pöltener Diözesanmuseums, Johann(es) (Ev.) Fahrngruber (1845–1901)146. Anders als seine 1894 im Druck erschienene Glockenkunde der Diözese St. Pölten konnte er jedoch seine umfangreichen, nach Standorten gegliederten und mit „Epitaphia“ überschriebenen Notizen (aufgenommen wurden von ihm jedoch alle Inschriftenträger und noch vieles andere mehr) nicht mehr publizieren. Die in seinem Nachlaß im Diözesanarchiv St. Pölten befindlichen Handschriften, ein umfangreiches Notizbuch und mehrere Quarthefte, enthalten viele Hundert Inschriftennachweise. Nicht immer sind die gebotenen Transkriptionen korrekt bzw. vollständig, zahlreiche Zeichnungen und Skizzen erlauben dagegen fallweise auch Rückschlüsse auf Schriftarten und einzelne Schriftdetails. Zwar fand sich nur eine verlorene Inschrift des Katalogs ausschließlich bei ihm überliefert (Kat.-Nr. 273†), doch geben seine Notizen für zahlreiche Objekte wertvolle Informationen über Standorte und Erhaltungszustand am Ende des 19. Jahrhunderts.

133 Eine in mehreren Bänden der DI bislang praktizierte extrem verknappte und oberflächliche Handschriftenbeschreibung nach Umfang, Maßen und anderen einzelnen Elementen einer vollständigen Katalogisierung scheint dem Bearbeiter nicht sinnvoll, da sie einerseits wissenschaftlichen kodikologischen Ansprüchen in keiner Weise genügen kann, andererseits über die hier vor allem interessierende Qualität der kopialen Überlieferung und die Arbeitsweise der Sammler nichts aussagt.
134 StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 90. Die beiden weiteren Diarienbände Schenggls (Cod. Ser. nov. 92 und 93) enthalten keine für die Inschriften des Klosters relevante kopiale Überlieferung.
135 StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 206–211r: Epitaphia, imagines, inscriptiones lapidum sepulchralium, quae in templo B. Altmanni vulgò dicto, et honoribus S. Gotthardi consecrato post incendium vero monastery nostri Gottwicensis demolito totaliter anno Dni 1719 die 3. July et sequentibus diebus inveniuntur.
136 StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Incipit): Synopsis confoederatio num monasteriorum variorum cum conventu Gottwicensi factarum, desumpta ex originalibus instrumentis desuper confectis et in archivo servatis, cum sigillis pendulis hic pro posse designatis per P. Hartmannum Dückelmann ascetery huius professum et pro tempore cammerarium anno post Christum natum MDCCLXXVI. Item collectio quorundam diplomatum ex originalibus accurate desumptorum et variorum sigillorum et testium in variis instrumentis donationis, consentionis, emptionis et venditionis occurentium.
137 Vgl. zur Arbeit Dückelmanns knapp Fuchs, Urkunden (1901) XIf.
138 Vgl. StiB Göttweig, Cod. rot 895, fol. 104r (Beschreibung der Wanderung auf den Jauerling am 28. April 1777), 110 (Besuch im Servitenkloster und Schloß Schönbühel in Begleitung des Priors von Schönbühel und des Syndikus von Maria Langegg am 11. Juni 1777) und 113v: Dückelmann besuchte am 14. Juli 1777 die Pfarrkirche St. Michael in der Wachau und besichtigte mit Erlaubnis des Pfarrers eingehend die Grabdenkmäler. Mit Bezug auf die Fragmente einer Grabplatte des 14. Jahrhunderts, die als Stufen zum Chor sekundär verwendet wurden (s. Kat.-Nr. 26), klagte er: „Marmora haec quae, ut ex literis apparet, insignia fuerunt monumenta sepulchralia ex vilipensione, ut saepius contigit, secata sunt et ex ipsis praedicta presbytery scala confecta est“.
139 Grund zu dieser bloßen Vermutung bietet die Tatsache, daß sich unter den Kupferstichen Fellners in Lambach auch zwei unkommentierte Darstellungen der Wappengrabplatten Heidenreichs und Leutolds (I.) von Maissau (gest. 1381 und 1383) bzw. Ottos (IV.) von Maissau (gest. 1440) und der Agnes von Pottendorf, beide in der damals noch aufrechten Kartause Aggbach (Dorf), befinden. Die Vorlage dazu scheinen tatsächlich die entsprechenden Federzeichnungen Dückelmanns gewesen zu sein. Eine Verbindung Dückelmanns und Fellners läßt sich jedoch nicht nachweisen. Zu Fellner s. im übrigen Achleitner, Fellner.
140 StiA Herzogenburg, Archiv Dürnstein o. Sign.: Gebundene Fragmentensammlung (1. H. 18. Jh.), unfol., 2 Dbll.
141 ÖNB, Cod. 9221; zur Handschrift vgl. DI 48, XL.
142 NÖLA, Hs. 428.
143 NÖLA, Hs. 78.
144 NÖLA, Hs. 82.
145 StiB Göttweig, Cod. rot 894.
146 DASP, Nachlässe 5: Johann(es) (Ev.) Fahrngruber (1845–1901).

4.2. Gedruckte Überlieferung

In der opulent mit Kupferstichansichten ausgestatteten Cosmographia Austriaco-Franciscana des Placidus Herzog von 1740147, einer beschreibenden Zusammenstellung der Franziskanerklöster der österreichischen Ordensprovinz, fand sich offenbar singuläre Überlieferung zu drei verlorenen Grabinschriften aus der Langenloiser Franziskanerkirche (Kat.-Nr. 98†, 131† und 202†). Die Texte scheinen vollständig aufgenommen zu sein, eine buchstabengetreue Wiedergabe ist dagegen auszuschließen. Angaben zur Gestaltung der Inschriftenträger fehlen.

Die 1894 im Druck erschienene Glockenkunde des bereits oben erwähnten Johann(es) (Ev.) Fahrnguber148 stellt die wohl vollständigste Überlieferung des noch vor dem Ersten Weltkrieg und seinen Metallablieferungen existierenden Bestands historischer Glocken der Diözese St. Pölten dar. Neun heute verlorene Instrumente hat er noch gesehen, beschrieben und ihre Inschriften vermutlich recht zuverlässig transkribiert (Kat.-Nr. 35†, 39†, 48†, 90†, 104†, 116†, 123†, 293†, 510†). Seine Vorschläge zur zeitlichen Einordnung nichtdatierter Glockeninschriften dürften relativ stichhaltig sein, da Fahrngruber in einem einleitenden knappen Kapitel auf die verwendeten Schriftarten in einer Weise eingeht, die einige Sensibilität für paläographische Details erkennen läßt.

Der dem Bezirk Krems gewidmete erste Band der 1907 eröffneten offizösen Reihe der Österreichischen Kunsttopographie bietet ebenfalls relativ große Teile des Bestands umfassende Hinweise auf Inschriftenträger bzw. deren Inskriptionen. Für einige wenige Inschriften stellt die Publikation den jeweils einzigen Nachweis dar. Besonders bemerkenswert muß aufgrund der ungewöhnlichen formalen Gattung und der kuriosen Minuskelmischschrift des Objekts ein Epitaph für eine Bürgersfrau (?) aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts gewesen sein, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts offenbar noch einigemaßen gut erkenn- und lesbar am Karner der ehemaligen Dürnsteiner Pfarrkirche Hl. Kunigunde aufgemalt war (Kat.-Nr. 185†). Leider ist das abgedruckte Foto zu klein und zu stark gerastert, um anhand der Abbildung nähere Aussagen treffen zu können. Die Inschriften der zum allergrößten Teil verlorenen Kacheln eines repräsentativen Ofens aus Weißenkirchen (Kat.-Nr. 240) sind ebenfalls nur hier recht eingehend in Textabdruck und Abbildungen überliefert, hinsichtlich des Inschriftentexts gilt dies auch für ein Horologium aus den Göttweiger Sammlungen (Kat.-Nr. 333†), eine Bauzahl von Schloß Zeißing (Kat.-Nr. 398†) und ein Lavabo (?) aus Dürnstein (Kat.-Nr. 469†). Die 1910 als vierter Band der Reihe erschienene Kunsttopographie des damals noch unter Einschluß von heute zu Krems gehörigem Gebiet selbständigen Bezirks Pöggstall ermöglicht durch die einzige fotografische Abbildung eines interessanten Kelchs aus Schloß Albrechtsberg (Kat.-Nr. 446†) die Korrektur und Ergänzung älterer auf das Objekt bezogener Angaben Fahrngrubers.

147 Herzog, Cosmographia.
148 Fahrngruber, Hosanna.

4.3. Bildliche Überlieferung

Als jüngste ungedruckte kopiale Überlieferung mußten in 15 Fällen die für den Bezirk Krems vorliegenden handschriftlichen Notizen und maschinschriftlichen Inschriften-Aufnahmeblätter Herwig Hans Hornungs (und Herbert Tatzreiters bzw. Gerhard Lindbichlers) aus den späten 1950er und 1960er Jahren, in Verwahrung an der Arbeitsgruppe Inschriften des Instituts für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, herangezogen werden. Besonders hilfreich waren oft die dem Material beiliegenden Schwarzweiß-Kleinbild-Aufnahmen Hornungs bzw. das ihm teilweise von Auskunftspersonen vor Ort (vor allem Erich Schöner, Spitz: Kat.-Nr. 24†, 183†, 410†) zugesandte Fotomaterial und Abzüge von Aufnahmen des Bundesdenkmalamts. Ältere Aufnahmen dieser Institution ermöglichen außerdem die Edition einer heute unter Kirchengestühl verborgenen Grabplatte in Schwallenbach (Kat.-Nr. 49). Ein zunächst wie eine Parodie wirkendes Ölgemälde des 18. Jahrhunderts dürfte vermutlich ein älteres echtes Vorbild reproduzieren (Kat.-Nr. 88†).


Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, 4. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften,
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Die Deutschen Inschriften
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und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
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Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

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