Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politische Bezirke Imst, Landeck und Reutte
1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise
Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften jener drei
Politischen Bezirke, die das Tiroler Oberland umschreiben. Neben dem oberen Inntal und seinen
Seitentälern (Bezirke Imst und Landeck) gehörte damit auch das Lechtal (Bezirk Reutte) zum
Bearbeitungsgebiet. Als obere Zeitgrenze wurde das Jahr 1665 gewählt, in dem mit dem Aussterben
der zweiten, eigenständigen Tiroler Linie der Habsburger durch den Tod Erzherzog Sigmund
Franz’ das Land endgültig an die Hauptlinie der Familie zurückfiel1. Diese Entscheidung
schien auch deshalb sinnvoll, weil sich durch eine Festlegung auf die im Rahmen der DI meist
beachtete Zäsur 1650 ein Bruch in der Aufnahme der Inschriften aus der Zeit des seit 1646 regierenden
Erzherzogs Ferdinand Karl ergeben hätte. Doch hatten weder sein Amtsantritt noch
der Westfälische Friede in dem vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschonten Land Tirol
sichtbare Auswirkungen auf den Inschriftenbestand der Region. Umgekehrt zwang der deutliche
Anstieg von Inschriften kurz nach 1650, wie er bereits in dem kurzen Zeitraum zwischen 1650
und 1665 deutlich wird, die Bearbeiter zu einer möglichst frühen Zäsur. Alleine in diesen 15
Jahren entstanden 17 der hier edierten Katalognummern – gleich viele wie alle Inschriften vor
1400 zusammen (vgl. Tab. 2a), wobei es sich zudem um umfangreiche Inschriftenkomplexe mit
mehreren Einzelinskriptionen handelt, wie etwa den Freskenzyklus im Richterhaus von Pfunds-Stuben
(Kat.-Nr. 273), der aufgrund seiner ältesten Inschrift noch unter 1648 eingeordnet wurde,
und den man bei einer engeren Begrenzung um wesentliche epigraphische Aussagen hätte kürzen
müssen. Auch das genannte Beispiel aus Pfunds-Stuben kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen,
dass solche Zeitgrenzen immer mit einer gewissen Willkür gesetzt werden müssen, denn
– es sei gleich gesagt – einen wirklichen Einschnitt bedeutete auch der politische Wendepunkt
von 1665 für die Tiroler Inschriftenlandschaft insgesamt und zumal jene des Nordtiroler Oberlands
nicht.
Aufgenommen wurden alle zugänglichen original erhaltenen Inschriften, sowie die in Form
von Nachzeichnungen, Fotografien oder Abschriften kopial überlieferten Inschriften, sofern sich
Datierung und Standort aus der Überlieferung eindeutig dem Erfassungs(zeit)raum der Edition
einordnen ließen.
Objekte, die sich heute in öffentlichen oder privaten Sammlungen des Bearbeitungsgebiets,
beziehungsweise auch in Kollektionen außerhalb des Erfassungsraums befinden, aber nachweislich
aus diesem stammen, wurden in vertretbaren Fällen aufgenommen. Gegenstände der Kleinkunst
wurden berücksichtigt, wenn sie von besonderer historischer oder schriftkundlicher Relevanz
sind. Grundsätzlich ausgeschlossen blieben Inskriptionen auf Münzen, Medaillen, Siegeln bzw.
Typaren, ferner auch Punzierungen sowie schriftliche Äußerungen epigraphischen Charakters,
die Bestandteil von Handschriften, Druckwerken oder deren Einbänden sind2: Marken, Haus-,
Künstler- und Meisterzeichen sowie Monogramme und Einzelbuchstaben wurden in der Regel
nur erfasst, wenn sie mit einer Inschrift oder Jahreszahl in Verbindung stehen (vgl. die Nachzeichnungen
in Anhang 1). Denkmäler mit heute völlig zerstörten und nirgends sonst überlieferten Inschriften sowie
Nachrichten über verlorene Inskriptionen ohne wenigstens bruchstückhafte Textüberlieferung wurden
nicht berücksichtigt.
Die Inschriften wurden nach den Editionsrichtlinien des deutschen Inschriftenwerkes bearbeitet,
die Walter Koch 1991 für die Wiener Reihe des Corpus-Unternehmens zusammengestellt
hat3. Die inschriftenpaläographische Terminologie richtet sich nach der von den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der DI erstellten „Terminologie zur Schriftbeschreibung“4.
Der Katalog ist in drei Hauptteile gegliedert, die den jeweiligen Politischen Bezirken gewidmet
sind. Innerhalb der drei Abschnitte ist der Katalog chronologisch aufgebaut. Die einzelnen
Katalognummern folgen einem einheitlichen Schema:
Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an. Ein lateinisches
Kreuz neben der Zahl kennzeichnet nicht mehr im Original erhaltene Inschriften. In der Mitte
der Kopfzeile ist der heutige bzw. der letzte bekannte Standort der Inschrift angegeben. Am
rechten Ende der Kopfzeile steht die Datierung. Sie ist gewöhnlich dem Inschriftentext entnommen.
Bei offenkundigem Auseinanderklaffen zwischen einem im Text angegebenen Datum und
der tatsächlichen Entstehungszeit der Inschrift werden beide Termine – durch Schrägstrich getrennt
– angeführt. Erschlossene Daten sind zwischen runde Klammern gesetzt. Können Denkmäler
nur einer bestimmten Zeitspanne zugeordnet werden, sind sie – gegebenenfalls mit Fragezeichen
versehen – jeweils am Ende des ermittelten Zeitraums eingeordnet.
In dem auf die Kopfzeile folgenden beschreibenden Teil steht zunächst die Nennung des Inschriftenträgers,
des Inschriftentyps und gegebenenfalls von Personen, denen er zugeordnet werden
kann, ferner die präzise Angabe des Standorts, Hinweise auf frühere Standorte, eine Kurzbeschreibung
des Inschriftenträgers sowie Bemerkungen zu Material, Anbringung der Inschrift
und Erhaltungszustand des Denkmals. Wird keine abweichende Angabe gemacht, so sind Inschriften
in Stein als eingehauen zu denken. Stehen mehrere Inschriften auf einem Objekt, so
werden diese mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Inschriftenträgers
erfolgt vom Betrachter aus. Nur bei Wappenbeschreibungen wird nach den Regeln der Heraldik
verfahren. Die Beschreibung schließt mit Maßangaben zu Inschriftenträger und Inschrift. Die
Schriftgröße ist nach dem Normalwert des Buchstabens N bzw. n angegeben. Erhebliche Schwankungen
werden durch die Angabe der Extremwerte vermerkt. Die Angabe der Schriftart ist typisierend.
Vor der Textedition kopial überlieferter Inschriften ist die Quelle genannt.
In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstrich gekennzeichnet. Doppelte Schrägstriche
markieren die Unterbrechung des Textes oder seinen Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld.
Nur metrische oder gereimte Texte werden versweise geboten. Gekürzte Worte sind in
originalen Inschriften zwischen runden Klammern aufgelöst, wobei das Kürzungszeichen selbst
entfällt. Worttrennzeichen sind durch Punkte in halber Höhe wiedergegeben und gegebenenfalls
in Apparat oder Kommentar beschrieben. Unter die Zeile gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus
litterarum, Ligaturen und Buchstabenverbindungen. Erhaltene, aber in ihrer Lesung nicht ganz
sichere Buchstaben sind unterpunktiert. Zur Kennzeichnung zerstörter Textteile dienen eckige
Klammern. Ist eine Ergänzung nicht möglich, wird die ungefähre Anzahl der ausgefallenen Buchstaben
durch Punkte innerhalb der Klammern wiedergegeben. Bei umfangreicheren oder in ihrer
Dimension ungewissen Verlusten sind drei Striche gesetzt. Bei Verlust am Beginn oder Ende
einer Inschrift bleibt die Klammer offen. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie nachträgliche
Ergänzungen sind durch spitze Klammern gekennzeichnet.
An den Wortlaut der Inschrift schließen sich der textkritische Apparat, gegebenenfalls der
Nachweis von Zitaten sowie die Übersetzung der lateinischen Texte an. Es folgen die Auflösung
von nicht nach der fortlaufenden Tageszählung angegebenen Datierungen und die Benennung
bekannter sowie die Blasonierung unbekannter Wappen.
Der anschließende Kommentar enthält paläographische, philologische, historische, kunsthistorische
und allgemein epigraphische Hinweise zur jeweiligen Inschrift. Dabei wurde darauf
geachtet, die Inschrift zu kontextualisieren und auf ihren Wert für die genannten Wissenschaften
hinzuweisen; insbesondere eine biographische Einordnung in der Inschrift genannter Personen
wurde so gewissenhaft wie möglich dem Kommentar beigefügt.
Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch einen Anmerkungsapparat, der Zitate aus der
Literatur nachweist und ergänzende Erläuterungen zu Beschreibung und Kommentar bietet, sowie
durch ein Literaturverzeichnis, das in chronologischer Folge Abschriften, Abdrucke sowie Abbildungen
und wesentliche Arbeiten zur jeweiligen Inschrift enthält.
Werner Köfler, Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise,
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